Volkswagen gibt umstrittenes Werk in China ab

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Volkswagen gibt ein umstrittenes Werk in China ab.Bild: keystone

Seit Jahren stand eine VW-Fabrik in Ürümqi wegen möglicher Menschenrechtsverstösse in der Kritik. VW hätte sich schon früher gern von dem Werk getrennt – jetzt gelang es.

Max Hägler / Zeit Online

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Es ist das wohl kleinste Werk des Volkswagen-Konzerns und doch das umstrittenste: In Ürümqi im Nordwesten Chinas liess VW in den vergangenen Jahren Neuwagen zur Auslieferung vorbereiten. Damit ist nun Schluss. Der Autokonzern hat das Werk verkauft, das VW in einem Joint Venture mit dem chinesischen Staatskonzern SAIC betreibt. «Aus wirtschaftlichen Gründen ist der Standort im Zuge der strategischen Neuausrichtung durch das Joint Venture veräussert worden», hiess es am Mittwoch.

Etwa 170 Mitarbeiter bereiteten in Ürümqi bis zuletzt anderswo gefertigte VW-Fahrzeuge auf, bevor sie schliesslich in der Region an Kundinnen und Kunden gingen. Schon zur Gründung der Dependance im Jahr 2013 wurde Kritik laut. Ürümqi liegt in der chinesischen Provinz Xinjiang. Seit Jahren gibt es Berichte über Menschenrechtsverletzungen an den dort lebenden Uiguren. Immer wieder wurden deshalb auch die Bedingungen des kleinen Werks und einer zugehörigen Teststrecke hinterfragt, machten Vorwürfe möglicher Zwangsarbeit die Runde.

Eine Überprüfung der Zustände vor einigen Monaten erbrachte zwar keine Hinweise auf Verstösse, so hiess es bei Volkswagen. Allerdings stellten Experten infrage, inwieweit in dieser chinesischen Region eine unabhängige Überprüfung solcher Vorwürfe überhaupt möglich sei. Jedenfalls belastete die Angelegenheit zunehmend das Verhältnis des Autokonzerns zu Investoren, die zunehmend Wert auf die nachvollziehbare Einhaltung sozialer und rechtlicher Standards legen.

Auch die Landesregierung in Niedersachsen – massgeblicher Anteilseigner bei VW – und der Betriebsrat intervenierten immer deutlicher. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sprach zuletzt von «besorgniserregenden» Berichten, denen nachgegangen werden müsse: «In allen Geschäftsaktivitäten von Volkswagen und seinen Partnern müssen die elementaren Grund- und Menschenrechte eingehalten werden.»

VW wollte das Mini-Werk schon früher loswerden

Das Management um VW-China-Chef Ralf Brandstätter hätte angesichts des Wirbels und der zugleich geringen Bedeutung des Standorts gerne früher den Verkauf eingeleitet. Doch dem Vernehmen nach zogen sich die Gespräche über mehr als ein Jahr hin. Da VW das Werk mit dem chinesischen Partner SAIC betrieben hat, wäre ein plötzlicher einseitiger Ausstieg als Vertragsbruch gewertet worden, der wohl zu grösseren Verwerfungen geführt hätte in dem für Volkswagen wichtigsten Markt.

VW betrieb das Werk in Ürümqi mit dem chinesischen Partner SAIC, was einen schnellen Verkauf verkomplizierte.
Bild: www.imago-images.de

VW und SAIC wollen mehr E-Autos bauen

Nun gab eine Neuordnung des gesamten Joint Ventures zwischen Volkswagen und SAIC die Gelegenheit, dieses Kapitel zu beenden. Einerseits wird der Vertrag mit dem Partner bis zum Jahr 2040 verlängert und an den sich rasant verändernden Markt in China angepasst: Die Partner werden in China mehr Elektroautos produzieren als bislang geplant. Andererseits werden einige Standorte verkleinert oder geschlossen, darunter eben der kleinste in Ürümqi. Übernommen wird das Werk von einem eher unbekannten staatlichen chinesischen Unternehmen, dem Shanghai Motor Vehicle Inspection Center.

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quelle: volkswagen ag

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