Synchronsprecher über die Entwicklung mit KI: «Wir müssen ums Überleben kämpfen»

Nachrichten Linkding

Sven Plate arbeitet seit Jahrzehnten als Synchronsprecher. Er ist bekannt als Wil Wheaton in «Star Trek», Bugs Bunny in «Looney Tunes» und Glubsch in «One Punch Man». Bild: www.imago-images.de

Interview

Sie geben fremdsprachigen Schauspielern und Comicfiguren ihre Stimmen: Synchronsprecher. Einer der bekanntesten verrät, was seine Branche gefährdet.

Mario Thieme / t-online

Ein Artikel von

Synchronsprecher Sven Plate ist ein erfolgreicher Influencer. Er gibt anderen Synchronsprechern und sich selbst auf seinen Kanälen ein Gesicht, mit offensichtlichem Erfolg. Insgesamt mehr als 200’000 Follower auf TikTok, Instagram und YouTube zeigen, dass es offenbar viele Menschen interessiert, wie die Personen aussehen, die sich hinter den Stimmen bekannter Figuren aus Film und Fernsehen verbergen.

Sven Plate vertont seit über vier Jahrzehnten. Bekannt ist er vor allem als Stimme von Bugs Bunny sowie Wil Wheaton aus «Star Trek». Ihm ist bewusst, dass seine Art zu sprechen zwar unverwechselbar, aber eben deshalb auch für viele Rollen nicht (mehr) geeignet ist. Denn die Nachfrage nach weniger prägnanten Stimmen ist seiner Erfahrung nach gestiegen, aus Gründen der Authentizität.

Deshalb spricht der 58-Jährige mittlerweile hauptsächlich Hörbücher ein und führt bei Synchronisationen Regie, wie er t-online bei der Deutschlandpremiere von «Paddington in Peru» im Berliner Zoo Palast verriet. Hier eine Hörprobe seiner Synchronstimme:

«Ich entspanne mehr, wenn ich auf Deutsch gucke»

Wenn er privat Filme oder Serien schaut, die original nicht in seiner Muttersprache sind, greift Sven Plate am liebsten auf die synchronisierte Fassung zurück: «Ich könnte mir auch das Englische ansehen, weil ich aus dieser Sprache sehr viel übersetzt habe, und ich glaube, dass ich darin ganz gut bin. Aber ich entspanne einfach mehr, wenn ich auf Deutsch gucke, denn ich verstehe auch nicht jedes Wort im Englischen.»

Seiner Beobachtung zufolge hat der Trend der Zuschauer, synchronisierte Fassungen abzulehnen, abgenommen. «Die Synchronisation ist in vielen Fällen wirklich gut geworden und sie ist für viele Leute eine Alternative zur ursprünglichen Version. Natürlich gibt es auch die Puristen, die sagen: ‚Ich schaue nur im Original.‘ Aber die totale Fixierung auf das Original war vor ein paar Jahren noch stärker.»

Sven Plate und Christin Marquitan bei der Premiere von «Paddington in Peru».Bild: imago images

Jahrzehntelang waren Kinofilme und Fernsehserien die Produktionen, für die Sven Plate und seine Kollegen engagiert wurden. Mit dem Aufkommen diverser Streamingdienste kamen weitere Player auf dem Bewegtbildmarkt hinzu. Netflix sei mittlerweile der grösste Auftraggeber, verriet der Synchronsprecher im Interview.

«Wir müssen ums Überleben kämpfen»

Die Auftragslage ist also gut, sollte man meinen. Doch die Branche sehe sich mit einer rasanten Entwicklung konfrontiert, die sich jetzt schon durch Auftragsrückgänge bemerkbar mache: der vermehrte Einsatz Künstlicher Intelligenz. «Wir müssen ums Überleben kämpfen, was die KI angeht. Das ist unser Hauptthema gerade», sagte Sven Plate.

Die ersten Filme, die rein maschinell vertont wurden, liessen für seinen Geschmack zu wünschen übrig. «Ich mache ja hauptsächlich Netflix-Produktionen, und für mich wird es ganz schwierig. Wenn Netflix sagt: ‚Wir machen jetzt unsere Sachen selbst‘, dann ist für mich ein Punkt gekommen, an dem ich mich fragen muss: Kann ich von dem Job noch leben? Bisher geht es noch.»

Von Vorteil sei, dass erstens das Publikum dem KI-Einsatz skeptisch gegenüberstehe und zweitens die Firmen, die Synchronisationen in Auftrag geben, auf Bewährtes setzen – noch. «Man muss abwarten, wie die Konsumenten und Auftraggeber letzten Endes entscheiden.»

Mehr zum Thema

Die Synchronsprecher in Der König der Löwen

1 / 14

Die Synchronsprecher in Der König der Löwen

Schauspieler und Rapper Donald Glover wird …

Bild: Shutterstock

quelle: shutterstock

«Wicked» sorgt für Knatsch im Kino

Video: watson

Das könnte dich auch noch interessieren:

Erst wurde das Musical «Emilia Pérez» frenetisch gefeiert, jetzt wird es abgrundtief gehasst. Dabei ist es für so viele Oscars nominiert wie kein anderer Film.

Und plötzlich geht alles schief. Völlig euphorisch wurde «Emilia Pérez» letztes Jahr in Cannes abgefeiert und am 23. Januar mit 13 Oscar-Nominierungen zum Favoriten für die grösste Nacht aller Hollywood-Nächte gekürt. «Emilia Pérez», das in Frankreich gedrehte Musical über die Transformation eines bösen mexikanischen Drogenbosses in eine engelhafte Kämpferin für die Opfer der Drogenkartelle. Aus einem Killer mit Goldzähnen und Tattoos wird eine gute Fee, deren Haut definitiv weisser ist und die nun mit barmherzigen Taten ihr schlechtes altes Geld wäscht. Eine Geschlechtsangleichung, die im Film nach wenigen Monaten – oder gar Wochen? – perfekt vollzogen ist, wirkt als Zaubertrick.

Read More

Related posts

Meillard überlegen in Führung – Odermatt und Tumler mit viel Rückstand

Freiburger Kantonspolizei nimmt fünf falsche Polizisten fest

Depardieu: Keine Erinnerung an absichtliche Berührung zweiter Klägerin

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Read More