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Doppelweltmeister Loïc Meillard lässt die Korken knallen.Bild: keystone
Kommentar
Mit historischen 13 Medaillen geht die Ski-WM 2025 in Saalbach aus Schweizer Sicht als überaus erfolgreich in die Geschichte ein. Was sich den gesamten Winter über angebahnt hatte, wurde in den wichtigsten Rennen der Saison eindrücklich bestätigt.
Wenn alle auf dich zeigen und du trotzdem zuschlägst, dann ist das wahre Klasse. Die Schweizer Ski-Asse haben bei der WM in Saalbach genau das getan: Sie waren die grossen Gejagten, die überall Gehypten – und am Ende auch die Gewinner. Fünfmal Gold, fünfmal Silber, dreimal Bronze. Eine Bilanz, die keine Fragen offenlässt.
Favorit zu sein, kann oft mehr Bürde als Vorteil sein. Man trägt nicht nur die eigenen Erwartungen mit sich, sondern auch jene der Öffentlichkeit und der Medien. Ein Sturz, ein Fehler, eine missglückte Materialwahl – und plötzlich redet niemand mehr über deine Dominanz, sondern über dein Scheitern. Doch das Schweizer WM-Team der Ausgabe 2025 hat gezeigt, wie man mit solchen Belastungen umgeht: mit beeindruckender Breite.
Sechs Schweizer für ein Halleluja: In der Teamkombination gab es einen Sweep.Bild: keystone
Es war nicht ein einzelner Superstar, der die Medaillen im Alleingang nach Hause brachte. Der im Weltcup dominierende Marco Odermatt gewann «nur» eine Goldmedaille. Es war vielmehr die kollektive Stärke, die sich als grösster Trumpf erwies. Wer so viele Hochkaräter am Start hat, kann es sich leisten, dass nicht jeder eine Glanzleistung abliefert – einer kommt immer durch.
Diese Teamtiefe sorgt für eine Art Sicherheitspuffer. Es ist ein Luxus, über den kaum eine andere Nation verfügt. Das zeigte sich beispielsweise im Riesenslalom, wo Odermatt das Podest knapp verpasste, dafür aber der 35-jährige Thomas Tumler die Silber- und Loïc Meillard die Bronzemedaille gewannen.
Und wenn alles aufgeht, dann sind bei so einer Teamstärke sogar Fabeltage möglich, wie beim Doppelsieg im Slalom durch Camille Rast und Wendy Holdener, oder wie beim Gewinn von Gold und Bronze in der Abfahrt durch Franjo von Allmen und Alexis Monney. Und wenn es ganz hoch kommt, gibt es sogar einen Dreifach-Sieg wie in der Team-Kombination der Männer.
Wendy Holdener brillierte mit drei Silbermedaillen.Bild: keystone
Das i-Tüpfelchen lieferte am Schlusstag der WM Loïc Meillard. Mit Slalom-Gold beendete er eine 75 Jahre lange Schweizer Durststrecke in dieser Disziplin. Nicht zu fassen, was dem Swiss-Ski-Team in Saalbach alles gelang – getreu der Redewendung «Däne chalberet no dä Schittstock» ging praktisch alles auf.
Am Ende bleibt nicht nur die beeindruckende Statistik, sondern das befriedigende Gefühl, dass die Schweiz sich diesen Erfolg erarbeitet und absolut verdient hat. Die Fähigkeit, in den entscheidenden Momenten am berühmten «Tag X» abzuliefern, trennt die Guten von den Besten. In Saalbach waren die Schweizerinnen und Schweizer nicht nur gut – sie waren die Besten.
Die Medaillen-Ausbeute war die beste seit den legendären Festspielen von Crans-Montana 1987. Damals folgte auf die fetten Jahre ein jähes Erwachen. Ein Jahr nach den bislang letzten Weltmeisterschaften in Saalbach gab es an den Olympischen Spielen 1992 bloss eine Medaille (Kombinations-Bronze für Steve Locher), 1993 an der WM in Morioka ebenso (Abfahrts-Gold für Urs Lehmann).
Das sieht momentan ganz anders aus. Die Weltmeister der Gegenwart sind im besten Alter (Camille Rast ist 25 Jahre alt, Marco Odermatt ist 27, Loïc Meillard 28) oder stehen gar erst am Anfang einer vielversprechenden Karriere (Franjo von Allmen ist 23). Und neben den anderen Medaillengewinnern warten auch schon viele Talente. Einzig in den technischen Disziplinen bei den Männern droht dereinst gemäss Swiss-Ski-Funktionären eine Lücke.
Schweizer Ski-Fans dürfen sich auch an den nächsten Grossanlässen auf Medaillen freuen: 2026 finden die Olympischen Spiele in Mailand/Cortina statt, 2027 ist die Ski-WM daheim in Crans-Montana. Bislang hat erst Lara Gut-Behrami angekündigt, dass sie im Wallis nicht mehr dabei sein wird.
Dass es dann gleich so viel Edelmetall zu feiern gibt wie nun in Saalbach, wäre eine gar kühne Erwartung. Der Schweiz geht in diesem Winter alles auf und sie hatte weniger Verletzungspech als andere Nationen.
Das soll den Medaillenrausch der vergangenen zwei Wochen keinesfalls schmälern. Wie die Schweizerinnen und Schweizer die Favoritenrolle annahmen und unter Druck auf der grössten Bühne ihres Sports «lieferten», verdient nur ein Prädikat: Weltklasse.
Was die Schweiz richtig macht:
Alle Schweizer Medaillengewinner der Ski-WM 2025 in Saalbach
So wurde Odis Super-G-Siegerlauf im TV kommentiert
Video: watson
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Sie ist die grosse Aufsteigerin des Winters. Die 25-jährige Camille Rast lässt den ersten Weltcupsiegen ihrer Karriere den WM-Titel im Slalom folgen. Die Walliserin hat einen langen und schwierigen Anlauf hinter sich.
Manchmal schlägt das Leben so viele Haken, dass der Erfolg am Ende umso süsser schmeckt. Und je steiniger der Weg, desto wertvoller der Triumph. Camille Rast musste sehr viel leiden, ehe ihre Leidenschaft sie zum Gewinn des WM-Titels führte.