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Strahlende Schweizer: Diese zwölf Bobfahrer wähnten sich während einiger Stunden als WM-Medaillengewinner. Bild: KEYSTONE
Unvergessen
1. Februar 1997: «Einfach überirdisch» feierten die Schweizer den sensationellen Dreifachsieg an der Viererbob-WM. Vorerst. Dann wurden in St.Moritz alle drei Teams disqualifiziert.
So ein Bild vergisst man nie mehr: Auf dem WM-Podest in St.Moritz stehen gleich zwölf Schweizer. Vier mit Gold um den Hals (Reto Götschi, Guido Acklin, Daniel Giger und Beat Seitz), vier freuen sich über Silber (Christian Reich, Steve Anderhub, Roger Graber und Thomas Handschin) und vier ergattern Bronze (Marcel Rohner, Markus Nüssli, Thomas Schreiber und Roland Tanner).
Erstmals in der Geschichte der Bob-WM (seit 1924) geht ein kompletter Medaillensatz an eine Nation. Erst seit 1996 ist dies überhaupt möglich, da die Regel eingeführt wurde, dass aus dem Land des Weltcupleaders drei Teams an den Weltmeisterschaften teilnehmen dürfen.
Vom Sweep wagte niemand zu träumen
Medaillen lagen für die Schweizer durchaus in Reichweite. Zwei Wochen zuvor holte Götschi vor Rohner den EM-Titel im Vierer. Es war – genauso wie der Schweizermeistertitel kurz davor – der erste Triumph Götschis auf dieser Stufe. Doch von einem Sweep träumte niemand. Als zu stark wurde die Konkurrenz eingeschätzt.
Auf dem Weg zur (vermeintlichen) Bronze-Medaille: Marcel Rohner und sein Team.Bild: KEYSTONE
Von der Sensation zum Fiasko
Über 15’000 Fans feiern am Natureiskanal den sensationellen Triumph. Die Favoriten wie der deutsche Wolfgang Hoppe gehen leer aus. Für den fast 40-Jährigen ist dies die erste Medaillen-lose WM seit 1983. Favorit Deutschland reist erstmals seit 30 Jahren ohne Edelmetall wieder ab. Bundestrainer Raimund Bethge spricht Klartext: «Das ist eine schwarze Stunde.»
Doch zwei Stunden später ist alles anders. Kaum sind die Erinnerungsfotos geschossen, teilt die Jury mit: Alle drei Schweizer Teams werden disqualifiziert. Die Materialkommission des Internationalen Bobverbandes (FIBT) beanstandet die Achsen der Schweizer Schlitten. Gemäss Reglement müssen diese aus einem einzigen Stück bestehen. Bei den Eidgenossen seien drei verschraubte Achsenteile verwendet worden. Bei Götschis und Reichs Bob entspreche die Vorderachse nicht den Vorschriften, bei jenem von Rohner weder die vordere noch die hintere. Den «Schwindel» hätten die Schweizer mit Klebeband und Farbe an den «Nähten» vertuschen wollen.
Reto Götschi und sein Team gewinnen zwei Wochen vor der WM erstmals EM-Gold, drei Wochen zuvor holen sie den ersten Schweizer Meistertitel.Bild: AP Photo/Uwe Lein
Waren die Achsen überhaupt entscheidend?
Anders sieht dies der Schweizer Material-Chef Klaus Nowak. Den technisch offenbar nicht sehr bewanderten Kontrolleuren wollte er erklären, dass man eine einteilige Achse gar nicht verwenden könne. Es gäbe drei Möglichkeiten: Bei den von den meisten Teams verwendeten Bobs werden die Originalachsen eingeschrumpft, weitere Optionen seien Schweissen oder Einschrauben, was die Schweizer anwandten.
Der Rückblick zehn Jahre danach.Video: SRF
Der Schweizer Bobverband legt Rekurs ein, doch dieser wird später abgelehnt. So erben Wolfgang Hoppe, Dirk Wiese (beide Deutschland) sowie der Amerikaner Brian Shimer die Plätze auf dem Podium. Ob die Achsen der Schweizer überhaupt einen Einfluss auf den Rennausgang gehabt haben, wird nie schlüssig geklärt werden.
Reto Götschi und seine Teamkollegen werden nie eine WM-Medaille gewinnen. Von den anderen acht holen sich Marcel Rohner und Markus Nüssli 1999 Silber, Christian Reich gewinnt 2000 und 2001 Bronze, beim zweiten Mal mit Steve Anderhub als einer der Anschieber.
Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
Die Bob-Achterbahn im Schweiz-Pavillon von Epcot
Millionär, Schauspieler, Unternehmer und Olympiasieger
Video: watson
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