Donnerstag, 15. Mai. 2025
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Mundwerk wie ein dreckiger Aschenbecher: Bridget Jones ist zurück, danke, Schicksal!

by Redaktion
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Mundwerk wie ein dreckiger Aschenbecher: Bridget Jones ist zurück, danke, Schicksal!

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Nachrichten Linkding Renee Zellweger Bridget Jones (Renee Zellweger) wacht am Neujahrs Morgen auf und ist immer noch Single, frustriert und alleine in der gro

Ein Flanell-Pyjama gegen den Seelenschmetter: Renée Zellweger 2001 im ersten «Bridget Jones»-Film.Bild: imago stock&people

Review

In England läuft der Ticket-Vorverkauf besser als für «Barbie»: Zu Recht, denn «Bridget Jones: Mad About the Boy» ist eine hinreissende Ablenkung von der schwer verdaulichen Gegenwart.

Nachrichten Linkding Simone Meier

Im Kino gewesen, fürchterlich viel gelacht, mehrfach geweint, für zwei Stunden an einem glücklicheren, wohligen Ort gelebt. Leute, Bridget Jones (Renée Zellweger) ist zurück! Mit all ihrem Chaos, ihren Oma-Unterhosen, ihrer Unfähigkeit am Herd, ihrem Chardonnay-Konsum, ihrem 90er-Jahre-Flair und ihrem ewigen Dilemma, zwischen zwei Männern zu stehen.

Mit Bridget sind auch alle anderen zurück: Ihr schmieriger Ex-Lover Daniel Cleaver (Hugh Grant), der mysteriöserweise von den Toten auferstanden und zum treuen, aber schlecht gealterten Freund geworden ist; ihre Gynäkologin (Emma Thompson), die Bridgets Töchterchen beibringt, wie man «Syphillis» korrekt ausspricht; ihre daueralkoholisierten Freundinnen und – tragischerweise nur noch aus dem Totenreich grüssend – ihr verstorbener Mann Mark Darcy (Colin Firth).

«Bridget Jones» 2025

In Grossbritannien wird der vierte und vermutlich letzte Bridget-Jones-Film (Regie: Michael Morris) seit Wochen gefeiert, der Ticket-Vorverkauf ist noch besser als bei «Barbie». Der Film gilt als Rettungsanker in einer kaum mehr verdaulichen Gegenwart, als Flucht in die 90er, dem letzten Jahrzehnt der Unschuld, in dem so vieles einfach nur Spass machen durfte, die Spice Girls, Techno, Austin Powers und eben Bridget Jones.

«Sex and the City» auf Britisch

In die Welt gesetzt worden war sie 1997, die Londoner Kolumnistin Helen Fielding schrieb erst im «Independent», dann im «Daily Telegraph» über die patente junge Verlagsmitarbeiterin, die zur TV-Produzentin aufsteigt und im Job auf ihre intuitive Art erstaunlich fokussiert ist, privat jedoch selbst Spaghetti anbrennen lässt.

Bridget Jones war damals das britische Gegenmodell zur Amerikanerin Carrie Bradshaw, die seit 1994 durch die «Sex and the City»-Kolumnen von Candace Bushnell im «Ney York Observer» turnte. Zwei im Medien-Business tätige, urbane Single-Frauen eben, die New Yorkerin anstrengend perfekt und ausgemergelt, die Londonerin dagegen eher undünn (skandalöse 60 Kilos …) und mit einem Mundwerk wie ein dreckiger Aschenbecher.

Nachrichten Linkding Hugh Grant Characters: Daniel Cleaver Film: Bridget Jones S Diary UK/IRL/FR/USA 2001 Director: Sharon Maguire 04 April 2001 PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: MaryxEvansxAFxArchivexWorkingxTit ...

Als Hugh Grant noch eine Haarpracht hatte: «Bridget Jones’s Diary».Bild: www.imago-images.de

Und während Kapitalismus immer ein wichtiger Teil von «Sex and the City» war (Kleider, Schuhe, Immobilien – beispielhaft verkörpert in jener begehrenswertesten aller Errungenschaften, dem begehbaren Kleiderschrank), blieb «Bridget Jones» auf dem Boden jenes heil- und stillosen Durcheinanders, das sich Alltag nennt. «Sex and the City» liess den Verkauf von Manolo Blahniks explodieren, «Bridget Jones» den von Flanell-Pyjamas.

Im doppelten Sinn zurück

In Europa war das Phänomen Bridget Jones nach dem ersten Film «Bridget Jones’s Diary» (2001) ein heissgeliebter Hit. In Amerika nie. Weshalb dort «Bridget Jones: Mad About the Boy» auch nur auf dem Streamer Peacock und nicht im Kino laufen wird. Und das, obwohl die britischste aller Britinnen von einer amerikanischen, genauer einer texanischen Schauspielerin verkörpert wird, deren amerikanische Filme wie «Jerry Maguire» oder «Chicago» in Amerika Kassenschlager waren.

460’000 Menschen hatten sich «Bridget Jones’s Diary» bei uns im Kino angeschaut, der dritte Teil «Bridget Jones’s Baby» brachte es 2016 allerdings nur noch auf 170’000, zu verwässert war die liebgewonnene DNA, zu fremd all die Einsprengsel mit Inseltrips, Coachella-Glamping und Skiferien. Doch jetzt ist Bridget im doppelten Sinn zurück, jetzt sind wir wieder ganz in ihrer komischen Londoner Blase und vielleicht mehr bei ihr als je zuvor.

Nachrichten Linkding Bridget Jones s Baby 2016 - filmstill Bridget Jones s Baby 2016 Renee Zellweger, Colin Firth, Patrick Dempsey - - - EDITORIAL USE ONLY Copyright: xGilesxKeytex

Ganz klar wird hier die Geburt von «Bridget Jones’s Baby» (2016) eingeleitet. Und zwar von Colin Firth und Patrick Dempsey (rechts).Bild: www.imago-images.de

Mann stapelt sich auf Mann

Wir erinnern uns: Mark Darcy, dieser knochentrockene, einzig von Bridget erweichbare Zwieback von einem Menschenrechtsanwalt, ist bei einem humanitären Einsatz im Sudan durch eine Landmine getötet worden. Seither ist Bridget nicht nur Witwe, also erneut Single, sondern auch Single Mom. Trauernde Single Mom. Vier Jahre sind seit Darcys Tod vergangen (die Zeitrechnung im Film folgt nicht unbedingt der Realität), Bridget hat sich ganz ins Muttersein verkrochen – ihr ganzes Talent dafür entstammt ihrer eigenen, nie so richtig erwachsenen Kindsköpfigkeit. Was sie ihrem Nachwuchs zu bieten hat, ist die reinste Pippi-Langstrumpf-Welt – samt Idylle-zersetzender Katzenwürmer-Seuche.

Ständig gibt es einen Darcy-Geburtstag oder Darcy-Todestag zu feiern, die Frage, wie sie sich nach dem Verlust des wichtigsten Menschen jemals wieder zurechtfinden können soll, durchdringt jeden Augenblick von Bridgets Alltag, der Kleenex-Verbrauch ist von Anfang an ganz auf der Höhe. Doch dann bugsieren ihre Freundinnen sie wieder ins Berufs- und Dating-Leben zurück. Wo sich wie immer Hindernis auf Hindernis und Mann auf Mann stapelt.

Nachrichten Linkding Bridget Jones: Mad About The Boy.

Ist das Bridgets Sohn? Natürlich nicht! Der Mann neben Renée Zellweger heisst Leo Woodall und hat sich bereits als romantischer Held etabliert.Bild: Universal Studios

Auch «Bridget Jones: Mad About the Boy» folgt dem aktuell so populären Narrativ, dass eine reife Frau einen jüngeren Mann daten MUSS. Siehe «Babygirl» (Nicole Kidman), siehe «A Family Affair» (Nicole Kidman), «Lonely Planet» (Laura Dern) oder «The Idea of You» (Anne Hathaway). Es ist nichts als die längst fällige Aneignung der Sexfantasie von der taufrischen Partnerin, die verblühende Männer schon immer hatten. Im Fall von Bridget Jones ist sie allerdings nicht neu, Helen Fielding hat sie in dem nun verfilmten gleichnamigen Roman bereits 2012 festgeschrieben.

Die Hinreissende

Und so spielt jetzt eben Leo Woodall Bridgets wohlproportioniertes Trostbrot. Seit der Serie «One Day» ist er der Inbegriff des sexy Helden mit dem treuherzigen Blick eines Golden Retrievers. Er macht das umwerfend. Doch da ist auch noch der hyperkorrekte Naturkunde-Lehrer Scott Wallaker (Chiwetel Ejiofor) und auch der ist kein zu verachtendes Exemplar der Schöpfungsgeschichte.

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Lagerfeuer mit Naturkunde-Lehrer (Chiwetel Ejiofor).Bild: Universal Studios

«Umarme das Chaos» rät Bridgets Gynäkologin einmal. Und meint damit nicht nur Bridgets äusseres, sondern auch ihr inneres Chaos. Ihre ganze zerflatterte Persönlichkeit, die immer alles zugleich ist: Mutter, Tochter, Kind, Geliebte, Witwe, Freundin oder ganz einfach ein schlagendes, liebendes, leidendes und mit Hingabe lästerndes Herz.

Das Chaos ist auf jeden Fall «hinreissend», wie einer von Bridgets Männern sagt, und Renée Zellweger, die erneut so spielt, dass man sich fragt, ob sie beim Dreh nicht latent bekifft oder auf einem sehr effizienten Microdosing-Trip war, ist es auch. Einzig das Gewatschel hätte sie ihrer Bridget über die Jahre abgewöhnen können. Abgesehen davon ist «Bridget Jones: Mad About the Boy» tatsächlich das, was die Briten seit Wochen versprechen: ein Trostbrot von einem Film.

«Bridget Jones: Mad About the Boy» läuft ab dem 13. Februar im Kino.

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