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Sekundenbruchteile nach Hirschers Durchfahrt kracht eine Drohne auf den Hang.Bild: AP
Unvergessen
22. Dezember 2015: Sie wollten doch nur besonders spektakuläre Bilder zeigen. Doch die TV-Macher beim Weltcup-Slalom in Madonna di Campiglio überschätzen ihre Steuerkünste. Eine Drohne stürzt beinahe auf Marcel Hirscher.
«Dichter Flugverkehr in Italien.» So trocken kommentiert Marcel Hirscher auf seinem Instagram-Account die Szene, über welche die Sportwelt nach dem Weltcup-Slalom in Madonna di Campiglio spricht. Im zweiten Lauf kracht eine Drohne auf die Piste, unmittelbar hinter Hirscher.
Direkt nach dem Vorfall ist der Ski-Star aus Österreich noch weniger gelassen. Im ORF sagt der 26-Jährige: «Ich habe nicht gewusst, was es ist, aber irgendwas habe ich schon gespürt. Das ist eine absolute Frechheit! Ich darf mir gar nicht vorstellen, was da hätte passieren können.»
Rang zwei hinter dem Norweger Henrik Kristoffersen rückt angesichts des Beinahe-Unglücks in den Hintergrund.
«Bist du deppert, des hätt‘ anders ausgehen können, oder?», fragt ORF-Moderator Rainer Pariasek seinen Experten Benjamin Raich. Dem Vorgänger Hirschers als nationales Aushängeschild im Nachbarland fehlen wie fast allen die Worte: «Das war ein Schock, das war Wahnsinn! Unvorstellbar, wie so etwas passieren kann. Wenn du die an den Kopf kriegst … ich mag gar nicht weiterreden.»
Frequenzstörungen sind schuld
FIS-Renndirektor Markus Waldner kündigt Konsequenzen an, denn der Drohnen-Pilot hätte nicht über die Piste fliegen dürfen. «Ein Wahnsinn, was da passiert ist!», ärgert sich Waldner.
Die Verantwortung für den Absturz trägt die TV-Produktionsfirma Infront. Sie gibt wenige Tage nach dem Zwischenfall den Grund dafür bekannt: «Unerwartete und starke Frequenzstörungen» seien dem Absturz sehr wahrscheinlich vorausgegangen. Der Pilot sei nicht mehr in der Lage gewesen, das Fluggerät wie gewünscht zu steuern. Er habe deshalb, wie für solche Fälle vorgesehen, einen kontrollierten Absturz versucht. «Ziel war es, die Drohne zu zerstören, bevor sie völlig unkontrolliert durch die Luft fliegt», so Infront.
Wieder der Beste des Winters
Mit etwas Abstand meint Marcel Hirscher zur Episode mit der Drohne: «Ich habe mein Weihnachtsgeschenk heuer schon früher erhalten. Ich bin unverletzt.»
80 Weltcup-Punkte für den zweiten Rang nimmt Hirscher dazu aus Madonna di Campiglio mit. Ende Saison gewinnt er zum fünften Mal in Folge den Gesamtweltcup. Marcel Hirscher gewinnt noch drei weitere Jahre in Serie die grosse Kristallkugel und tritt 2019 als achtfahrer Gesamtweltcupsieger ab. 2024 gab Marcel Hirscher sein Comeback, verletzte sich allerdings nach drei Rennen in einem Training.
Strahlen mit ihren Kristallkugeln um die Wette: Die Gesamtweltcupsieger 2016 Marcel Hirscher und Lara Gut.Bild: Giovanni Auletta/AP/KEYSTONE
Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
Die meisten Siege im Ski-Weltcup
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