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Alle gleich schnell: Hosp, Flemmen und Maze (von links).Bild: KEYSTONE
Unvergessen
26. Oktober 2002: So etwas gab es noch nie. Beim Riesenslalom von Sölden stehen zwar wie immer drei Fahrerinnen auf dem Podest – aber alle zuoberst. Tina Maze, Andrine Flemmen und Nicole Hosp fahren auf die Hundertstel gleich schnell.
1 Minute, 49 Sekunden, 91 Hundertstelsekunden. Das ist die Siegerzeit des Riesenslaloms der Frauen in Sölden. Nicht von einer Fahrerin aufgestellt, auch nicht von zwei, sondern gleich von drei Athletinnen.
Die junge Österreicherin Nicole Hosp liegt nach dem ersten Lauf auf Rang 11. Bereits diese Position wäre gut, denn die 18-Jährige startet erst zum sechsten Mal im Weltcup. Bei – von niemandem bestrittenen – irregulären Bedingungen gelingt Hosp auch ein glänzender zweiter Durchgang. «Das ist ja Windsurfen und kein Skifahren», meint ARD-Reporter Gerd Rubenbauer, als Hosp sich auf Rang 1 setzt.
Gemeinsam zittern bis zum Ende
Mehrere Fahrerinnen scheitern daran, die Zeit der «Niki» zu unterbieten. Dann steht Tina Maze am Start, ebenfalls erst 19 Jahre jung. Die Slowenin rast lange mit grossem Vorsprung ins Ziel und dort leuchtet die «1» für sie auf – zeitgleich mit Hosp.
Nun liegen zwei Fahrerinnen gemeinsam an der Spitze und sie tun es auch noch, als die Halbzeit-Führende sich auf die Piste auf dem Rettenbachferner macht. Andrine Flemmen hat in Sölden schon vier Jahre zuvor gewonnen und die Norwegerin fährt auch diesmal wieder stark. Sie ist zwar nicht schneller als Hosp und Maze – aber genau gleich schnell. Und so kommt es zum Novum, dass drei Fahrerinnen gemeinsam siegen.
Noch ein flotter Dreier
Dreieinhalb Jahre später kommt es zum zweiten Mal zu einem Rennen mit drei Siegerinnen. Beim Super-G im norwegischen Hafjell teilen sich Nadia Styger, die Amerikanerin Lindsey Vonn und Michaela Dorfmeister aus Österreich Platz 1. Die Viertplatzierte Kelly Vanderbeek verpasst den Sieg bloss um eine Hundertstel.
«Ich kann es kaum glauben»
Hosp, deren Bestleistung zuvor ein 29. Platz war, strahlt überglücklich: «Ich könnte nicht sagen, ob ich Wind gehabt habe oder nicht. Ich kann es jedenfalls kaum glauben, das geht mir jetzt alles ein bisschen zu schnell.»
Weltmeisterin Sonja Nef belegt Rang 6 in einem Rennen, das von heftigen Windböen von teils über 100 km/h verfälscht wird. «Das Rennen war irregulär. Aber Skifahren ist nun einmal ein Freiluftsport», sagt Nef. Sie akzeptiere dieses Ergebnis.
Sonja Nef wird beste Schweizerin.Bild: EPA APA
Zwei Sterne gehen auf
Für Andrine Flemmen ist es der dritte und letzte Weltcupsieg – Nicole Hosp und Tina Maze siegen beide erstmals auf der höchsten Stufe. Das historische Rennen wird für beide zum Auftakt von glanzvollen Karrieren. Hosp gewinnt den Gesamtweltcup, wird Riesenslalom-Weltmeisterin, holt zahlreiche Medaillen und gewinnt 12 Weltcup-Rennen.
Maze ist gar noch erfolgreicher: Auch sie entscheidet den Gesamtweltcup für sich, wird 2014 Doppel-Olympiasiegerin und gewinnt viermal WM-Gold. Ausserdem gehört die Slowenin, die insgesamt 26 Weltcup-Rennen gewinnen kann, zum exklusiven Kreis jener Skisportler, welche in allen fünf Disziplinen zuoberst auf dem Podest standen.
WM-Kombination 2015: Silber für Hosp (links), Gold für Maze.Bild: AP
Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
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Video: watson
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