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Von daheim arbeiten ist praktisch – könnte sich laut dieser Studie aus Deutschland aber schlecht auf die Karriere auswirken.Bild: Getty Images
Eine neue Studie zeigt, dass Personen, die häufig von zu Hause aus arbeiten, bei Stellenbesetzungen als weniger kompetent wahrgenommen werden. Doch wie stark diese Benachteiligung ausfällt, hängt auch von der Familiensituation ab.
Staubsaugen, aufräumen, die Wäsche aufhängen – das Arbeiten im Homeoffice bietet viele praktische Vorteile. Doch wer zu oft von zu Hause aus arbeitet, könnte beruflich benachteiligt werden. Das zeigt eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI).
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
Der Versuchsaufbau
Für die Untersuchung führten die Forschenden ein Experiment mit über 5000 Teilnehmenden durch. Diese wurden in die Rolle von Führungskräften bei einer Versicherung versetzt und sollten eine freie Position als Teamleitung für zehn Mitarbeitende im Marketing besetzen.
Die Teilnehmenden bewerteten auf einer Skala von 0 bis 10, wie sehr sie eine fiktive Kandidatin oder einen fiktiven Kandidaten für die Stelle empfehlen würden. Zudem schätzten sie die Arbeitsbereitschaft und Produktivität der jeweiligen Person ein. Grundlage für diese Einschätzungen war ein Steckbrief mit zufällig zugewiesenen Informationen zu Alter, Geschlecht, Elternschaft und der Häufigkeit des Homeoffice. Durch die zufällige Verteilung der Merkmale sollten Störfaktoren minimiert und sichergestellt werden, dass persönliche Meinungen oder Vorurteile das Ergebnis nicht verfälschen.
Diese zwei Personen stehen zur Wahl:
Bewerbung 1: Daniel Müller
- 35 Jahre alt
- Vater von zwei Kindern
- Master in Wirtschaftswissenschaften und Management
- arbeitet Vollzeit, bisher jeweils ein bis zwei Tage Homeoffice pro Woche
- In seinem aktuellen Betrieb arbeiten weniger als 20 Prozent der Beschäftigten regelmässig von zu Hause aus.
- Gemäss Regelung ist Homeoffice in seinem aktuellen Betrieb erlaubt, aber nur für Mütter.
Bewerbung 2: Anna Schmidt
- 35 Jahre alt
- kinderlos
- Master in Wirtschaftswissenschaften und Management
- arbeitet Vollzeit, bisher jeden Tag vor Ort im Betrieb
- In ihrem aktuellen Betrieb arbeiten mehr als die Hälfte aller Beschäftigten regelmässig von zu Hause aus.
- Es gibt keine Homeoffice-Regelung in ihrem aktuellen Betrieb.
Die Ergebnisse
Generell zeigt sich: Je mehr jemand im Homeoffice arbeitet, desto schlechter wirkt sich das laut Studie auf die Karriere aus. Personen, die nie im Homeoffice arbeiten, erhalten eine durchschnittliche Empfehlungsbewertung von 7,3, während Kandidaten und Kandidatinnen, die ein bis zwei Tage pro Woche im Homeoffice sind, mit 7,1 bewertet werden. Wer drei bis vier Tage im Homeoffice arbeitet, wird nur noch mit 6,6 bewertet. Im Experiment gewinnt gemäss den Erkenntnissen der Studie also Bewerberin 2, Anna Schmidt.
Die Ergebnisse belegen, dass regelmässig im Homeoffice arbeitende Personen von den Befragten als weniger engagiert und produktiv wahrgenommen werden als jene, die an fünf Tagen pro Woche im Unternehmen vor Ort sind. Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt, wenn Homeoffice im vorherigen Unternehmen noch nicht weit verbreitet ist.
Aber auch die Familiensituation hat einen Einfluss: Mütter und Väter werden im Homeoffice tendenziell positiver bewertet als kinderlose Mitarbeitende, wobei Mütter ein wenig besser wegkommen als Väter. Das Stigma der unproduktiven, faulen Angestellten betrifft insgesamt am stärksten kinderlose Personen, die häufig im Homeoffice sind und in Betrieben arbeiten, wo es keine Homeoffice-Regelungen gibt.
Die Lösung
Die Befragungen zeigen auch, dass es für Betriebe Möglichkeiten gibt, die negativen Effekte des Homeoffice zu verringern. Wenn Unternehmen klare Regelungen zum Homeoffice schaffen, wird die im Experiment festgestellte Benachteiligung weitgehend beseitigt – vorausgesetzt, diese gelten für alle Beschäftigten im Unternehmen.
«Betriebsräte sind gut beraten, eine Vereinbarung zum hybriden Arbeiten für alle Mitarbeitenden zu treffen», sagt Bettina Kohlrausch, Direktorin des Forschungsinstituts. Betriebsvereinbarungen nur für bestimmte Gruppen wie Eltern oder Mütter sind laut der Studie aber nicht zielführend. Diese haben denselben Effekt wie das Fehlen einer Vereinbarung.
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