Nachrichten Linkding
Der neue Favorit auf dem Super Bowl: Die Detroit Lions haben einen grandiosen Lauf.Bild: keystone
Analyse
Die Kansas City Chiefs erlitten im zehnten Spiel die erste Niederlage – sie war längst überfällig. Denn der amtierende Meister um Patrick Mahomes hat einige Schwachstellen. Welche dies sind und was in Woche 11 der NFL noch so lief.
Nun sind auch Mahomes‘ Chiefs gefallen
15 Spiele am Stück blieben die Kansas City Chiefs saisonübergreifend ungeschlagen. Nun ist die Serie gerissen. Im zehnten Spiel der Saison verlor das Team um Superstar-Quarterback Patrick Mahomes 20:31 gegen die Buffalo Bills. Es war eine Niederlage, die sich schon in den letzten Spielen angedeutet hatte und die Schwächen des Meisters offenbart.
Die Offensive war erneut nicht so stark, wie man es sich von einer von Mahomes angeführten Offensive gewohnt ist. Von den neun Drives endeten vier mit einem Punt, nur dreimal gelangen Punkte – immerhin waren es jeweils Touchdowns. Ausserdem warf Mahomes zwei Interceptions, womit er auf die Saison gerechnet nun bei elf Interceptions und 15 Touchdown-Pässen steht.
— Buffalo Bills (@BuffaloBills) November 18, 2024
Terrel Bernard macht mit seiner Interception den Deckel drauf.
Dass es dem 29-jährigen Quarterback nicht läuft, liegt auch an der dürftigen Qualität auf den Passempfänger-Positionen. Weil sich Rashee Rice nach einem Zusammenprall mit Mahomes früh in der Saison verletzte, ist der inkonstante Rookie Xavier Worthy nun sein wichtigster Wide Receiver. Der per Trade geholte DeAndre Hopkins ist ebenso über seinen Zenit hinaus wie Mahomes‘ Lieblings-Anspielstation Travis Kelce. Der 35-jährige Tight End zeigte schon letztes Jahr Alterserscheinungen, bevor er in den Playoffs wieder auftrumpfte, doch in dieser Saison ist der Freund von Taylor Swift noch schwächer. Und das Laufspiel – bei den Chiefs traditionell nicht besonders gut – sorgt ebenfalls kaum für Entlastung.
So stellt Kansas City trotz Mastermind Andy Reid an der Seitenlinie nur eine durchschnittliche Offensive. Und auch die Defensive ist gegen gute Gegner nicht ganz sattelfest. War sie letzte Saison herausragend, ist sie nun besonders durch Pässe angreifbar. Trotz Star-Verteidiger Chris Jones wird der gegnerische Quarterback viel zu selten unter Druck gesetzt und sind auch die Cornerbacks und Safetys, welche die Passempfänger und lange Bälle verteidigen sollen, nicht mehr so stark wie im Vorjahr.
Wenn Quarterback Patrick Mahomes und Trainer Andy Reid die Köpfe zusammenstecken, entstand bisher Grosses – in dieser Saison ist das aber nicht der Fall.Bild: www.imago-images.de
Dies wussten auch die Buffalo Bills, die durch das Laufspiel hingegen kaum Raumgewinne erzielten, zu nutzen. Quarterback Josh Allen warf zwar nur einen Touchdown-Pass, doch brachte er sein Team durch viele gelungene Pässe jeweils in die Nähe der Endzone, woraufhin Runningback James Cook zweimal abstaubte. In der Schlussphase sorgte Allen dann mit einem selbst erlaufenen Touchdown für die Entscheidung – hätte die Chiefs-Defense hier standgehalten, wäre der Sieg noch möglich gewesen.
— Buffalo Bills (@BuffaloBills) November 18, 2024
Josh Allen rennt selbst in die Endzone.
Natürlich wirkten die Chiefs schon letzte Saison lange nicht besonders überzeugend und legten in den Playoffs dann plötzlich mehrere Gänge zu. Doch aktuell gibt es im Kader zu viele Schwächen, die selbst ein Jahrhundert-Talent wie Patrick Mahomes nicht so einfach übertünchen kann. Schon die letzten beiden Spiele gegen Tampa Bay (30:24 n. V.) und Denver (16:14 dank geblocktem Field Goal) konnten nur mit Ach und Krach gewonnen werden. Gute Teams wie Buffalo nutzen diese Schwächen in den entscheidenden Momenten aus. Und so darf die Prognose gewagt werden: Die Kansas City Chiefs gewinnen diese Saison nicht zum dritten Mal hintereinander den Super Bowl.
Die Buffalo Bills dürfen sich mit nun neun Siegen aus elf Spielen hingegen so grosse Hoffnungen auf den ersten Super-Bowl-Triumph machen wie lange nicht mehr.
Das lief in der Vorwoche:
Ein Touchdown nach dem andern in Detroit
Jared Goff hatte etwas gutzumachen. Nachdem der Quarterback der Detroit Lions in der Vorwoche in Houston fünf Interceptions geworfen hatte und ihm seine Teamkollegen beim 26:23-Sieg aus der Patsche geholfen hatten, zeigte der 30-Jährige gegen die Jacksonville Jaguars eine brillante Leistung. 24 seiner 29 Pässe fanden einen Mitspieler und führten zu 412 Yards Raumgewinn sowie vier Touchdowns.
Davon profitierten vor allem die Wide Receiver Amon-Ra St. Brown (161 Yards, 2 Touchdowns) und Jameson Williams (124/1), aber auch die Runningbacks David Montgomery (95/2) und Jahmyr Gibbs (123/1). Am Ende resultierte auch dank der starken Defense ein 52:6-Sieg, womit Detroit schon zum zweiten Mal in dieser Saison über 50 Punkte und zum vierten Mal über 40 Punkte erzielte. Mit einem Punkteschnitt von 33,6 Zählern sind die Lions in der NFL einsame Spitze und gemäss Buchmachern nun Favorit auf den Super-Bowl-Gewinn.
Für die Jacksonville Jaguars, bei denen Ersatzquarterback Mac Jones im Einsatz stand, ist mit der neunten Niederlage im elften Spiel hingegen ein neuer Tiefpunkt erreicht. Die deutliche Klatsche könnte Trainer Doug Pederson nun den Job kosten.
Mythos Taysom Hill
Als Quarterback in die NFL gekommen, wurde Taysom Hill von den New Orleans Saints nach einigen Jahren zum Tight End umgeschult. Wobei er auch kein klassischer Tight End ist, sondern auch mal als Runningback eingesetzt wird. Und während Hill meistens kaum auffällt, explodiert der 34-Jährige ab und an. Ein solches Spiel lieferte das «menschliche Schweizer Sackmesser» auch beim 35:14-Sieg gegen Cleveland.
Dabei erlief er drei Touchdowns und holte insgesamt 188 Yards Raumgewinn. Ausserdem brachte er noch einen Pass für 18 Yards an den Mann – warf allerdings auch eine Interception. Hill ist damit der erste Spieler der NFL-Geschichte, dem in einem Spiel mindestens 100 Lauf-Yards, 50 Receiving-Yards und 10 Pass-Yards gelangen.
— New Orleans Saints (@Saints) November 17, 2024
75 Yards zum Touchdown für Taysom Hill.
49ers stocken weiter
Die in der letzten Saison überragende Offensive der San Francisco 49ers stockt weiter. Gegen die Seattle Seahawks zeigten Quarterback Brock Purdy und Co. in allen Belangen etwas zu wenig. Und weil die Defense am Ende nicht Stand hielt, gelang Seahawks-Spielmacher Geno Smith zwölf Sekunden vor Schluss der entscheidende Touchdown zum 20:17-Endstand. Damit stehen nun beide Teams bei je fünf Siegen und Niederlagen.
Full game-winning drive by Geno Smith. One of the best in the game y’all pic.twitter.com/FDgfLvQS5w
— Billy M (@BillyM_91) November 18, 2024
Geno Smith führt die Seahawks übers Feld und rennt dann zum entscheidenden Touchdown in die Endzone.
Die gleiche Bilanz weisen in der Division NFC West auch die Los Angeles Rams auf. Die Rams setzten sich dank einer starken Leistung von Quarterback Matt Stafford, dessen Pässe zu 295 Yards Raumgewinn und vier Touchdowns führten, 28:22 gegen New England durch. Dabei zeigten die Wide Receiver Puka Nacua (123 Yards, 1 Touchdown) und Cooper Kupp (106/2), dass die Rams nach wie vor eines der besten Passempfänger-Duos der Liga haben und man sie auch für die Playoffs durchaus auf dem Schirm haben muss.
— Los Angeles Rams (@RamsNFL) November 17, 2024
Puka Nacua zeigt einen sensationellen Catch.
— Los Angeles Rams (@RamsNFL) November 17, 2024
Auch Cooper Kupp machte einen sehenswerten Touchdown.
Richardson nutzt seine Chance
Bei den Indianapolis Colts gab es zuletzt ein ziemliches Hin und Her. Nach der 20:23-Niederlage gegen Houston, bei welcher der 22-jährige Quarterback Anthony Richardson eine schwache Leistung zeigte und einmal vom Feld kam, weil er «müde» war, wurde er durch den erfahrenen Joe Flacco ersetzt. Der 39-Jährige brachte jedoch keine Besserung und musste nach nur zwei Spielen wieder auf die Bank. Bei seiner Rückkehr zeigte Richardson in seinem zweiten Profi-Jahr dann eines seiner besten Spiele.
Richardson bedient Josh Downs für den Touchdown.
Für ihn starke 60 Prozent seiner 30 Pässe brachte er gegen die New York Jets an den Mitspieler und blieb ohne Interception. Dafür verlor er den Ball einmal durch einen Fumble, machte seinen Fehler aber wieder gut. Nachdem die New York Jets aus einem 0:13-Rückstand eine 24:16-Führung gemacht hatten, brachte Richardson sein Team durch einen Touchdown-Pass auf Josh Downs wieder heran und sorgte in der Schlussminute mit seinem zweiten Lauf-Touchdown dann für die Entscheidung.
Anthony Richardson sorgte für die Entscheidung.
So siegten die Colts 28:27 und setzten einen weiteren Sargnagel in die Playoff-Hoffnungen der Jets um Quarterback Aaron Rodgers, der zwar wenig Fehler machte, aber auch keine grossartige Leistung zeigte.
Was ist mit diesen Steelers los?
Es war mal wieder ein klassisches Duell der beiden Rivalen aus Pittsburgh und Baltimore. Wie so oft, seit Coach Mike Tomlin 2007 und ein Jahr später John Harbaugh an der Seitenlinie der beiden Teams stehen, lieferten sich die Steelers und die Ravens ein umkämpftes Duell auf Augenhöhe. Einmal mehr standen die Defensiven und die Special Teams im Mittelpunkt.
Die Steelers erzielten beim 18:16-Sieg alle ihre Punkte durch Field Goals, während der in früheren Saisons stets sichere Ravens-Kicker Justin Tucker gleich zweimal vergab – und seinem Team so den Sieg kostete. Am Ende hätten die Ravens aber doch noch die Chance zum Ausgleich gehabt, nur missriet die Two-Point-Conversion. Damit verteidigt Pittsburgh (8 Siege, 2 Niederlagen) in der Division AFC North die Führung vor Baltimore (7:4).
Für die Cincinnati Bengals (4:7) sieht es in dieser Division nach der 27:34-Niederlage in einem spektakulären Spiel gegen die Los Angeles Chargers mit Blick auf die Playoff-Qualifikation hingegen immer düsterer aus.
Falcons bleibt nix anderes übrig, als zu staunen
Von den drei Rookie-Quarterbacks, die in ihrem ersten Profi-Jahr bereits Stammspieler sind, wusste Jayden Daniels in Washington bisher am meisten zu überzeugen. Aber auch Denvers Bo Nix kommt immer besser in Fahrt. Beim 38:6-Sieg seiner Denver Broncos lieferte er mit vier Touchdown-Pässen, die er auf vier verschiedene Spieler verteilte, sowie einer Passquote von knapp 85 Prozent eine überragende Leistung. Den Atlanta Falcons gelang hingegen überhaupt nichts, doch führen sie die NFC South noch immer an, während Denver mit ebenfalls sechs Siegen und fünf Niederlagen aktuell nur knapp auf einem Playoff-Platz steht.
Pech für Caleb Williams
Der Nummer-1-Pick im Draft vom April hatte bisher so seine Probleme. Nach der blamablen 3:19-Niederlage in der Vorwoche gegen New England wurde Offensivkoordinator Shane Waldron entlassen und durch Thomas Brown ersetzt. Dies zeigte augenscheinlich Wirkung, machte Williams doch ein solides Spiel und brachte sein Team – obwohl er ohne Touchdown-Pass blieb – zumindest in die Lage, die Partie für sich zu entscheiden. Doch der Field-Goal-Versuch in letzter Sekunde wurde von den Green Bay Packers geblockt, wodurch diese 20:19 gewannen.
Trotz sieben Siegen und nur drei Niederlagen ist Green Bay hinter Detroit (9:1) und den Minnesota Vikings (8:2), die sich souverän 23:13 gegen Tennessee durchsetzten, nur auf Platz 3 der Division NFC North. Die Chicago Bears stehen hingegen nur bei vier Siegen aus zehn Spielen.