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Marc Rochat (links) und Stefan Rogentin fuhren heute zur Bronzemedaille.Bild: keystone
Marc Rochat und Stefan Rogentin holen mit Bronze in der Team-Kombination ihre erste WM-Medaille. Für den einen kommt sie einer Erlösung gleich, für den anderen ist es eine Versöhnung.
Soll noch einer sagen, die Team-Kombination habe einen geringen Stellenwert. Wie Marc Rochat nach dem Ausfall von Alex Vinatzer und dem damit verbundenen Gewinn einer Medaille auf dem Leaderstuhl erst beinahe zusammenbrach, sich dann aufraffte und seinen Teamkollegen Stefan Rogentin umarmte, ihn beinahe zerdrückte und vor Freude anschrie – es sind solche Emotionen, die sich die FIS gewünscht hatte, als sie das neue Format erstmals an Weltmeisterschaften der Elite ins Programm nahm. Und sie wurde nicht enttäuscht an diesem Mittwoch, der für den Schweizer Alpin-Skirennsport historisch war.
Die Fahrt von Marc Rochat.Video: SRF
Wer die Abfahrer beim Slalomlauf ihrer Teamkollegen im Ziel beobachtete, sah in aufgeriebene Gesichter. Viele waren beim Zuschauen nervöser als vor dem eigenen Lauf, sagten sie im Nachhinein. So auch Rogentin.
«Es war Schicksal»
Der 30-jährige Bündner gehörte zum Team «Schweiz» 4 und legte am Vormittag in der Abfahrt die Basis für den Gewinn der Bronzemedaille – auch wenn der Speedspezialist nicht ganz zufrieden war mit seiner Zeit: «Ich hätte mir gewünscht, drei, vier Zehntel schneller zu sein. Aber das war Schicksal, es musste so sein.»
Schicksal deswegen, weil sein Teamkollege Rochat der Positionierung nur Positives abgewinnen konnte: «Es war perfekt. Platz 8 hatte ich schon mehrmals in Salzrennen. Ich wusste, dass es eine perfekte Ausgangslage war nach dem TV-Break und den Rutschern.» Er sei extrem ruhig gewesen am Start, denn er habe gewusst, dass er bei solchen Verhältnissen schneller fahren könne als die anderen.
Rogentin und Rochat im Interview.Video: SRF
Schwierige Saison, verkorkste WM
Dass Rochat diese Gewissheit hatte, ist nicht selbstverständlich. Der 32-jährige Waadtländer durchlebt eine schwierige Saison. Im letzten Winter noch die Nummer 9 der Welt, folgte in diesem Winter der Bruch. In den ersten vier Slaloms schied Rochat aus, im fünften verpasste er als 44. die Qualifikation für den zweiten Lauf. In Adelboden folgte mit Platz 10 die vermeintliche Erlösung. Mit den Rängen 25, 20 und 21 verfiel er jedoch wieder in alte Muster. Umso bemerkenswerter, dass er nicht nur dem eigenen Druck, sondern auch jenem seines Teamkollegen standhielt.
Für Rochat, der am Sonntag im Slalom an den Start geht, kommt Bronze nicht nur einer Erlösung gleich. Das Edelmetall könnte als Initialzündung dienen, für die WM, aber auch für den Rest der Saison. Für Rogentin auf der anderen Seite ist die Medaille eine später Versöhnung mit der WM. In den Speed-Rennen lief es dem Bündner mit den Plätzen 9 und 12 nicht nach Wunsch. Nun aber kann er doch noch mit einem guten Gefühl jenen Ort verlassen, an dem er vor einem Jahr beim Saisonfinale seinen bisher einzigen Weltcupsieg feiern konnte.
«Team Reserve» schlägt zu
Während «Schweiz 1» mit Franjo von Allmen und Loïc Meillard ihrer Favoritenrolle mit Gold vollauf gerecht wurden, hielt auch «Schweiz 2» mit Alexis Monney und Tanguy Nef dem Druck stand. «Schweiz 4» gehörte – so ehrlich muss man sein – nicht zu den ersten, die genannt wurden, wenn es um die Vergabe der Medaillen ging. Aussenseiter, die der Konkurrenz gefährlich werden könnte, waren sie aber allemal.
«Team Reserve», «Team Röstigraben», scherzten die beiden nach dem Rennen über ihre Rolle. Von beidem war an diesem Tag nichts zu spüren respektive zu sehen, auch wenn das Duo unterschiedlicher nicht sein könnte. Auf der einen Seite der extrovertierte und emotionale Rochat, der Westschweizer, der sein Herz auf der Zunge trägt, in jedem Rennen ans Limit, oft auch darüber hinaus geht. Auf der anderen Seite der ruhige Rogentin, der Speedspezialist aus Lenzerheide, der nicht nur seine Worte mit Bedacht wählt, sondern auch sein Risikomanagement.
Eines haben die beiden nun aber gemeinsam. Die erste WM-Medaille. Eine, die zwar bronzen ist, aber golden glänzt. (riz/sda)
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Video: watson
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Die Schweizer Männer setzen an der WM in Saalbach in der Team-Kombination mit einem Dreifachsieg noch einen drauf. Franjo von Allmen und Loïc Meillard holen Gold, Alexis Monney/Tanguy Nef Silber, Stefan Rogentin/Marc Rochat Bronze.
Die Topfavoriten Von Allmen/Meillard verwiesen ihre Teamkollegen um 27 respektive 43 Hundertstel auf die weiteren Podestplätze. Es ist der erste Schweizer Dreifachsieg an einer Ski-WM seit 38 Jahren und der dritte überhaupt. 1987 hatte Peter Müller in der Abfahrt vor Pirmin Zurbriggen und Peter Alpiger triumphiert, 1931 an der ersten Ski-WM in Mürren ebenfalls in der Abfahrt Walter Prager vor Otto Furrer und Willi Steuri.